Der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger zählt zu den bedeutendsten Künstlern in Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er fand zunächst Erfolg als Illustrator und Karikaturist, bevor er sich ausschließlich der Bildenden Kunst zuwandte. Als einer der ersten Maler wurde er in 1919 von Walter Gropius an das neu gegründete „Bauhaus“ nach Weimar berufen und gilt bis heute als einer seiner wichtigsten Vertreter. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste Feininger in 1937 in die USA zurückkehren, nachdem mehrere Hundert seiner Werke beschlagnahmt und als „entartet“ diffamiert wurden.
Feininger pflegte eine besondere Verbindung zu Usedom. Von 1908-1913 hatte der damals in Berlin lebende Künstler mehrere Sommer und Herbstaufenthalte auf der Insel verbracht. Als leidenschaftlicher Radfahrer erkundete er auf ausgedehnten Radtouren die Gegend um Benz, Heringsdorf und Neppermin. Dieses kleine Fischerdorf mit seinen alten Reetdach-Häusern und dem beschaulichen Hafen hatte Feininger besonders in sein Herz geschlossen und nannte es liebevoll "Nevermind" oder "Peppermint". In 1910 verbrachte er dort zwei Monate und schrieb an seine Frau Julia: “…Ich stellte meine Staffelei auf, packte mein Material aus und begann eine neue Studie, machte Witze mit den Kindern und sagte Guten Morgen zu über 50 vorbeikommenden Dörflern!“ Seine „Natur-Notizen“, von denen Feininger in diesen Jahren Hunderte angefertigt hatte, wurden Ausgangspunkt für spätere Gemälde und Grafiken. Sie sind einfühlsame Zeugnisse seiner Verbundenheit zu dieser Gegend, die ein Leben lang währte.
Alte Windmühle, 1911/12. Radierung auf Bütten. Motiv: 13,9 × 21,5 cm, inkl. Rahmung: 65 x 75 cm. In der Platte oben links signiert "Leinoel Einfinger". Im Blattrand in Bleistift signiert, datiert und betitelt "Mühle". WVZ: Prasse, 1972, E 42.